Die Bedouinen aus dem Sinai
Bedouinen sind die Bewohner der Wüste. Sie wandern von Ort zu
Ort, um Wasser und Grass für ihre Herden zu finden. Sie führen ein ganz einfaches Leben. Das Wort
Bedouine kommt vom arabischen Wort "Bedaija", was Wüste oder Steppe bedeutet.
Die Bedouinen definieren sich durch ihr Stammessystem. Verschiedene Großfamilien schliesen sich
zu Unterstämmen zusammen, mehrere Unterstämme ergeben ein Stamm. Heute gibt es ungefähr 10 große
Stämme im Sinai.
Vor ca. 700 Jahren wanderten Bedouinen von der arbischen Halbinsel zum Sinai. Sie kamen
vereinzelt oder in kleinen Sippen.
Mit der Zeit entwickelten sich weitere Stämme, die sich nach dem Besiedlungsgebiet oder den
Namen der Ältesten benannten.
Z.Bsp. der Stamm der
Tarabin, kommt von Trebah in Yemen. Sie verteilten sich über Jordanien,
Sinai und den Negev (Palästina).
Tayaha kommt auch von der Arabischen Halbinsel und nennt sich nach ihrem Wohngebiet
in Al-Tieh, dem Mittelgebirge der Sinaihalbinsel. Sie sind der grösste Stamm der Bedouinen dieser
Region.
Mozaina kommt aus Saudiarabien. Sie leben im Süd-Sinai. Der grösste Teil lebt immer noch dort.
Dann gibt es noch die Ahaywat, Tawara , Swalha, Ehwetat, Gararscheh, und viele mehr..
Die Stämme des Sinai sind teilweise auch in Israel und Jordanien verbreitet. Aber natürlich gibt
es Bedouinen in der ganzen arabischen Welt.
Das Oberhaupt eines Stammes ist der Scheich. Er kümmert sich unter anderem um:
* Frieden und Ordnung im Stamm
* die Beziehungen zu den Nachbarstämmen, beugt aufkeimenden Streiteren vor etc.
* die Zeit des Aufbruchs nach neuen Weidenplätzen
Ein Scheich ist dennoch kein Alleinherrscher, sondern muß sich in allen wichtigen Entscheidungen
mit dem "Ältestenrat" absprechen.
Bis zum Begin des 20.Jh. waren die Bedouinen Vollnomaden. Sie wohnten in Zelten
und wanderten mit ihren Ziegenherden und Kamelen von Weideplatz zu Weideplatz.
Dort bauten sie ihre Zelte aus
Ziegenhaare, Kamel und Schafwolle.
Sie lebten von ihrer Herde (Milch und Fleisch), handelten und jagten. Sie beraubten
manchmal auch andere Stämme.
Vollnomaden gibt heute nur noch wenige. Die meisten Bedouinen
haben z.Bsp. einen Sommer- und Winterplatz, an dem sie sich
hauptsächlich aufhalten. Einige sind schon so sesshaft, dass Sie in Häusern oder Hütten wohnen.
Die Gastfreundschaft bei den Bedouinen hat früher wie heute den höchsten Stellenwert. Ein Gast
steht unter dem Schutz der Gastgeber bis er sie verlässt.
Bleibt ein Gast mehr als 3 Tage und 3 Nächte, würde er zur Familie gehören (weshalb Gäste
deshalb spätestens nach 3 Tagen gehen!!!).
Bevor man
den Gast nicht bedient hat, darf man ihn nicht nach seinem Namen, seinen Stamm oder
seiner Herkunft fragen.
Die Bedouinen teilen ihr Zelt in ein Gemach für die Männer(Maga ád) und in ein Gemach
für die Frauen
(Maharam). Vor dem Maga ád wird jeden Abend ein Feuer entzündet, um Gäste zu empfangen.
Dort unterhalten sie sich,
trinken ihren Kaffee oder Tee und essen mit ihren Gästen.
Kommt ein Gast dem Zelt näher, hustet er in ca. 40 Meter Entfernung, um die
Bewohnern aufmerksam zu machen. Der Gastgeber ruft den Gast zu sich mit den
Worten "djay djay Hayak Allah", was soviel heißt, wie:"Komm näher, Gott
grüßt dich!"
Um das harte Leben zu meistern arbeiten Mann und Frau zusammen. Jeder hat seine Aufgaben.
Die Frau ist für den
Mann unentbehrlich. Sie versorgt die Kinder, kümmert sich um die Herde, das Zelt, stellt
Schlafdecken und Zelttücher her, Kocht, beschafft Brennholz und holt Wasser vom Brunnen,
u.v.m.
Die Frau trägt schwarze Tücher, damit sie mitten in der Wüste von weitem für Fremde als
Frau zu erkennen ist, von der sich jeder Fremde fernzuhalten hat.
Bedouinenfrauen sind scheu und bedecken sofort ihr Gesicht,
wenn man sich ihnen nähert. Das Gesetz Abstand zu halten, sollte deshalb
eingehalten werden.
Die Bedouinenfrau sollte auf keinen Fall ohne Erlaubnis fotografiert werden. Auch sollten
Männer keine
Grüße an eine Frau ausrichten lassen, da dies Interesse an ihr
zeigt, und leicht die Eifersucht des Ehemannes wecken könnte.
Das Kamel ist der treueste Begleiter der Bedouinen. Das Kamel machte die Fortbewegung in der
Wüste überhaupt erst möglich, da es optimal an das Leben in ihr angepasst ist.
Im letzten Jahrhundert wurde das Kamel zum Teil durch Jeeps und Pickups
ersetzt. Dennoch bleibt und ist das Kamel das Sympol für das Bedouinenleben.
Das Kamel kann überall in der Wüste hinkommen, während Jeeps und Pickups keinen schmalen
Bergpfad erklimmen können.
Das Kamel passt zu den Bedouinen und der Wüste.
Es hat viel Geduld für lange Wege, auch wenn es viel
tragen muß und kein Wasser zu trinken bekommt. Kamele haben
Gefühle für sich und für Menschen. Sie können treue Gefährten sein, aber auch sauer und
gefährlich.
Der Bedouine merkt das an ihrer Stimme und ihrem Blick. Im Frühling werden männliche
Kamele besonderes gefährlich. Sie beisen sich selbst, strecken ihre Zunge raus, die sich wie
ein Ballon aufbläht und geben Gurgelgeräusche von sich, knirschen mit den Zähne und schäumen vor
sich hin. Und das alles, um die weiblichen Kamele zu beeindrucken.
Der Bedouine und sein Kamel verstehen sich und können sich gegenseitig gut einschätzen.
Ein alter Bedouinenspruch erzählt:
Schaut ein Kamel in die Ferne, dann nimmt es bereits die Feinde wahr. Deshalb hat der Bedouine
dann Zeit seine Sachen zu packen und zu gehen.
Schaut ein Esel in die Ferne, dann sind die Feinde schon sehr nahe und der Bedouinen lässt alles
liegen und stehen und flüchtet...
Das Bedouinenzelt wird von den Frauen aus Ziegenhaaren selbst gewebt. Das Zeltweben
nimmt sehrt viel Zeit und Kraft von den Frauen. Sie weben ca. 1 Meter auf
15 Meter (fast) jedes Jahr. Diese Zeltstück heißt "Schugah".
Die Frauen weben in ihrer "Mittagspause" oder wenn sie nichts zu tun haben, denn sie müssen
sich gleichzeitig um die Hausarbeit und die Kinder kümmeren. Die Schugaharbeit
kann 1 bis 2 Monate dauern. Die Zeltränder werden aus Kamel- und Schaffwolle und/oder
Ziegenhaar gewebt werden.
Das Bedouinenzelt wird mit Vorhängen (Maànad) in 2 oder 3 Teile unterteilt
(zumindest im Gebiet um Raffah). Ein Teil für die Frauen (Maharam), ein Teil für Kinder oder
manchmal auch für die Oma und ein Teil für
die Männer (Maga´ad). Mit Büschen wird ein Zaun um das Zelt errichtet, um es vom Wind
zu schützen. Am Anfang des Sommers wird das Zelt abgebaut und im Schatten eines Akazianbaumes
gehängt, weil die Sommerhitze das Zelt zerstören würde.
Das Zelt wird mit 2 Hütten aus Strauchästen ersetzt (heute auch oft Bambusmatten),
durch die der wenige, aber kühlende Wind wehen kann und dennoch Schatten entsteht.
Natürlich gibt es eine Hütte für die Frauen und
eine für die Männer. Am Ende des Sommers wird das Zelt wieder aufgebaut.
Im Winter regnet es manchmal in der Wüste. An manchen Orten regnet es öfter, wie ein
Anderen. Darauf freuen sich die Bedouinen sehr,
weil danach Büsche, Pflanzen und Gras wachsen wird. Auch werden
die Bäume (z.B. Akazien)
grüne Blätter bekommen. Es entstehen neue Farben in der Wüste,wie ein Geschmack im harten
Leben der Bedouinen.
Manche sesshafte Bedouinen pflanzen Weizen, um das Brot für die Familie
und das Streu für die Herde in harten Zeiten zu sichern.
Natürlich freuen sich die Bedouinen für ihre Herden, denn durch den
Regen finden ihre Tiere genug Nahrung.
Auch Neugeborene Tiere werden Milch bei ihren Müttern finden und
überleben.
Die jungen Bedouinenfrauen und Männer freuen sich auch, weil sie mit
ihren Herden wanderen können
und somit die Möglichkeit haben sich heimlich zu treffen und ihre
Partner für die Zukunft wählen können.
Die Herden sichern den Bedarf an Milchprodukten, von denen sich Bedouinen
in großen Teilen ernähren. Es wird z.B. Butter hergestellt, mit
Kräutern verarbeitet und in bestimmten Zeiten gegessen. Außerdem wird
Joghurt und Buttermilch bzw. Sauermilch hergestellt, da Milch ohne Kühlung
nicht haltbar ist. Nur die Restmilch wird sofort getrunken.
In Wüsten gibt es Oasen mit vielen Dattelpalmen. Die Datteln sind
hart und für lange Zeit haltbar. Für ein Bedouine sind
die Datteln oft die einzige Süßigkeit und ein Ersatz für Brot,
wenn das Mehl aus ist. Die Blätter von den Palmen werden
für die Sommerhütten benutzt.
Es gibt auch Wadis (wasserlose Flußtäler), die nur bei Regen
Wasser führen.
Je nach Bodenverhältnissen dringt das Wasser
unterschiedlich tief ein. Somit ist in den Wadis für längere Zeit
Grundwasser vorhanden, vor allem nach starken Regenfällen.
Die Bäume, die vereinzelt in den Wadis wachsen
sind meistens dornige Akazien.
Akazien sehen meist baumartig, gelegentlich aber auch strauchig aus,
aber auch dann sind sie
an ihren langen Dornen zu erkennen.
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